Den Berufseinstieg meistern, sich umorientieren, etwas Neues wagen: Der berufliche Weg muss nicht in eine Schablone passen. In den kommenden Wochen stellen wir euch drei Kookus vor und befragen sie zu ihren Anfängen, neu eingeschlagenen Richtungen und Tipps hinsichtlich der Karrieregestaltung.
Seit anderthalb Jahren ist Alina als Recruiting-Consultant Teil des Kooku-Teams. In RPO- und Interim-Projekten betreut sie Stellen insbesondere in den Bereichen Marketing, Design, Sales und Costumer Success. Außerdem treibt sie die Internationalisierung des Unternehmens voran und unterstützt neue Kookus als Onboarding-Buddy. In ihrem beruflichen Alltag stützt Alina sich auf einen großen Erfahrungsschatz, dabei liegt ihr Einstieg in die Recruiting-Welt noch nicht weit zurück. Wir haben mit ihr über ihren Berufseinstieg gesprochen.
Hattest du nach deinem Schulabschluss einen konkreten Berufswunsch?
Ich war ein wenig unentschieden. Das spiegelt sich auch in meiner Studienwahl wider: Bevor ich mich schlussendlich auf BWL festgelegt habe, habe ich zwei weitere Studiengänge ausprobiert. Ich bin in Australien zur Schule gegangen und habe nach meinem Abitur zunächst angefangen, Journalismus zu studieren. Dann habe ich mich noch einmal umorientiert und begonnen, Nursing and Paramedicine zu studieren. Nachdem ich nebenher viel in der Gastronomie gearbeitet hatte und die Idee entstanden war, dass ich irgendwann vielleicht mein eigenes Business eröffnen könnte, bin ich letztlich im Studiengang BWL gelandet. Wie genau das aussehen sollte, wusste ich nicht. Ich dachte einfach, dass das ein interessanter Weg sein könnte – ein offener Abschluss, der mich nicht auf eine Richtung festlegt.
Waren die Übergänge zwischen deinen Studiengängen nahtlos, und wenn nicht, wie hast du die Zeit dazwischen verbracht?
Nein, die Übergänge waren nicht nahtlos. Ich habe die Übergangsphasen jeweils zum Arbeiten genutzt und war in Vollzeit in der Gastronomie tätig, zuletzt als Managerin eines Restaurants. Das war eine verrückte Zeit. Ich war damals gerade einmal 21 Jahre alt, aber es hat mir großen Spaß gemacht, Verantwortung zu tragen und Erfahrung in einer leitenden Position zu sammeln. Irgendwann habe ich allerdings gemerkt, dass ich die Grenze meiner Lernkurve dort erreicht hatte. Für mich persönlich war die Arbeit im Restaurant eher physisch als mental belastend, und ich hatte den Wunsch, an die Uni zurückzukehren, um weiter zu explorieren und den nächsten Schritt zu tun.
Wie hast du dein Studium erlebt? Was konntest du jeweils mitnehmen, was hat dich zweifeln lassen?
Das Journalismus-Studium war vor allem deshalb wertvoll, weil ich mir angeeignet habe, kritisch zu denken. Außerdem habe ich dort auch die Grundlagen der PR-Arbeit gelernt. Was damals gegen eine Beendigung des Studiums gesprochen hat, war die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Mein zweiter Studiengang, Nursing and Paramedicine, war sehr spannend, weil er sehr wissenschaftlich ausgerichtet war. Nachdem ich dann mein erstes Praktikum im Pflegeheim gemacht hatte, habe ich jedoch schnell gemerkt, dass ich mir einen Berufseinstieg in diesem Feld nicht unbedingt für mich vorstellen konnte. Als Pflegekraft oder Rettungssanitäterin wäre ich, da ich in Australien studiert habe, örtlich gebunden gewesen. Mir war schon immer klar, dass ich irgendwann einmal in Deutschland leben wollte, daher war es mir wichtig, mich diesbezüglich nicht einzuschränken. In meinem BWL-Studium haben mich vor allem Economics und Entrepreneurship begeistert. Zudem mochte ich Corporate Sustainability und Management. Generell bereiten mir strategische Themen großen Spaß.
Wie ging es nach deinem Studium für dich weiter?
Meinen Bachelor habe ich im Juli 2019 abgeschlossen, und kurz darauf habe ich meinen Job im Restaurant gekündigt. Im September 2019 haben mein Partner und ich Australien verlassen. Wir hatten bereits die Entscheidung getroffen, nach Berlin zu ziehen, sind dann aber erst einmal auf Reisen gegangen und haben vier Monate in Italien und Osteuropa verbracht, bevor wir schließlich im Januar 2020 nach Deutschland gezogen sind. In Berlin habe ich mich dann auf die Suche nach einer Praktikumsstelle gemacht. Mein Ziel war es, den Berufseinstieg zu finden und den deutschen Arbeitsmarkt besser zu verstehen. Ich wusste nicht genau, wo ich anfangen sollte, und habe mich bei der Bewerbung in unterschiedliche Richtungen orientiert. Zu Beginn war das ziemlich überwältigend. Nach erfolgreichen Interviews bei einer Tech-Recruitment-Firma habe ich dort dann ein Praktikum im Sales begonnen.
Wie bist du darauf gekommen, dich im Bereich Sales nach Praktikumsstellen umzusehen?
Sales war eine Option für mich, da ich viel Erfahrung in der Gastronomie gesammelt hatte, was dem Vertrieb sehr ähnlich ist: Im Restaurant habe ich mit verschiedenen Menschen zusammengearbeitet, Essen und Trinken verkauft und gute Beziehungen zu Gästen aufgebaut. Darauf wollte ich aufbauen und habe für den Berufseinstieg dann nach Sales-, Account-Management-, SDR- und CRM-Positionen gesucht. Als Service-Mitarbeiterin ist man das Gesicht eines Restaurants. In Australien ist das auch ein wenig anders mit der Customer-Service-Mentalität. Dort wird erwartet, dass man eine angenehme Atmosphäre schafft und immer positiv bleibt. Natürlich kommt es dabei auch immer auf die Erwartung der Gäste an. Das ist auch Teil des Jobs: einschätzen zu lernen, wie intensiv man mit dem jeweiligen Tisch interagieren soll. Die Fähigkeit, sensitiv dafür zu sein, was mein Gegenüber möchte und braucht, und mich in der Interaktion entsprechend anzupassen, hat mir den Einstieg in den Vertrieb damals sehr erleichtert.
Wie hast du dein Praktikum erlebt? Was hat dir gut gefallen und was eher weniger?
Zunächst einmal war es sehr aufregend für mich, auf Deutsch zu arbeiten. Das hatte ich zuvor noch nicht gemacht. Ich bin bilingual aufgewachsen, fühle mich in Deutsch allerdings bei weitem nicht so wohl wie in Englisch. Zu Beginn war es eine riesige Herausforderung für mich, professionelles Deutsch im Arbeitskontext zu sprechen. Teilweise hat mich das frustriert, überwogen hat allerdings ein positives Gefühl, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe während dieser Zeit extrem viel Neues über die Unternehmenskultur und Jobmöglichkeiten in Deutschland gelernt, insbesondere durch meine Recherche zu Unternehmen, die Kontaktaufnahme und natürlich die Kaltakquise. Das war extrem wertvoll für mich, da es mir den Berufseinstieg in Deutschland erlaubt und mir gleichzeitig neue Optionen für meinen eigenen beruflichen Weg aufgezeigt hat.
Wie ging es nach deinem Praktikum weiter?
Nach sechs Monaten wurde ich dann fest angestellt. Zu meinen operativen Aufgaben im Sales kamen dann noch der Aufbau von Prozessen und das Training neuer Mitarbeitender hinzu. Irgendwann habe ich dann innegehalten und gemerkt, dass ich mich in der Rolle als Account-Managerin, die mich bei dieser Laufbahn als Nächstes erwartet hätte, nicht wirklich gesehen habe. Eine meiner Kolleginnen hat dann eine neue Stelle im Recruiting angetreten und mich dort ebenfalls vorgeschlagen. Da ich mich weiter ausprobieren wollte, habe ich mich sehr über diese Möglichkeit gefreut. So kam ich dann zu meiner Vollzeitstelle als Junior-Recruiterin in einem Berliner Start-up.
Was hat dich damals am Recruiting gereizt?
Als Sales-Mitarbeiterin habe ich sehr viel Coldcalling gemacht. Wenn man Menschen kalt anruft, wissen sie nicht, dass man sie anruft, und wollen auch nicht angerufen werden. Im Recruiting hingegen wissen die Kandidatinnen und Kandidaten, dass man sie anruft, und wollen das auch! Das fand ich super. Davon abgesehen ist Recruiting auch Sales. Als Recruiterin muss ich Kandidatinnen und Kandidaten von dem Unternehmen überzeugen, für das ich arbeite. Statt Unternehmen zu recherchieren, habe ich dann beispielsweise nach geeigneten Profilen gesucht. Der Wechsel fiel mir damals wirklich leicht.
Nun bist du schon seit fast anderthalb Jahren ein Teil von Kooku Recruiting. Wie kamst du zu uns?
Ich habe damals mein Netzwerk stetig erweitert und Kontakt zu anderen Recruiterinnen und Recruitern aufgenommen, um mich mit Kolleginnen und Kollegen im gleichen Feld auszutauschen. In diesem Zuge habe ich Aylin angesprochen, die dann gleich einen Termin mit mir vereinbart hat. Sie hat unser Gespräch dann ziemlich schnell in einen Sales-Pitch für Kooku verwandelt! Das, was sie mir über Kooku erzählt hat, fand ich superinteressant, vor allem die Option, remote arbeiten zu können, und die generelle Flexibilität. Nach dem Gespräch bin ich in den Interviewprozess eingestiegen und habe den Job schlussendlich bekommen.
Welche Fertigkeiten, die du im Rahmen deines Studiums oder deiner vorherigen Jobs erworben oder vertieft hast, sind nun im Recruiting hilfreich für dich?
Auf jeden Fall People-Skills. Mit unterschiedlichen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen umgehen zu können. In der Gastronomie habe ich an einer Vielzahl von Orten gearbeitet: von Cafés über Pubs bis hin zu Fünf-Sterne-Hotels. Auf diese Weise kam ich mit einem riesigen Spektrum an Menschen in Kontakt. Diese Erfahrung hat meinen Berufseinstieg nach dem Studium enorm vereinfacht. Der Kontakt mit Menschen ist dieser eine Faden, der sich durch meine bisherige berufliche Laufbahn zieht – wie man respektvoll mit Menschen umgeht, wie man offen mit Menschen umgeht, ihnen eine schöne Erfahrung bereitet. Der zweite Punkt wäre der Umgang mit Stress, meiner Meinung nach ein großer Faktor. Im Restaurant gilt es, sofort zu handeln. Guter Service findet im Hier und Jetzt statt. Sind die Gäste erst mal weg, gibt es keine Möglichkeit mehr, Dinge besser zu machen. Diese schnelle, lösungsorientierte und kreative Denkweise ist mir geblieben.
Welche Faktoren auf Unternehmensseite haben dir den Wechsel ins Recruiting damals erleichtert?
Was mir gefallen hat, war, dass ich viele Freiheiten hatte. Ich wurde ein wenig ins kalte Wasser geworfen, fand das aber überhaupt nicht schlecht, da ich es bereits gewohnt war. Meine Jobs in der Gastronomie standen meistens unter dem Motto: “Improvise, fake it till you make it.” So war das auch bei meinem Wechsel zum Recruiting. Ich wusste damals sehr wenig über die Tätigkeit, konnte allerdings auf die Skills zurückgreifen, die ich mir im Sales angeeignet hatte. Das hat eine schnelle Einarbeitung und einen unkomplizierten Berufseinstieg ermöglicht.
Wie können Unternehmen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger unterstützen? Wie können Unternehmen von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern profitieren?
Ein gutes Onboarding, das an die individuellen Bedürfnisse der Person angepasst ist, ist essenziell. Es muss klargemacht werden, welche Aufgaben zu erledigen sind, die Bereitschaft, Fragen zu beantworten und bei Bedarf zu unterstützen, sollte signalisiert werden. So können vor allem die ersten Wochen erleichtert werden. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger bereichern Unternehmen, indem sie neue Perspektiven einbringen, andere Vorstellungen davon, wie Prozesse ausgestaltet werden können. Je vielfältiger die Menschen, die ein Unternehmen ausmachen, und die Erfahrungen, die sie mitbringen, sind, desto facettenreicher sind die Ideen, die entstehen.
Was würdest du Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern raten?
Sofern möglich, würde ich raten, bezahlte Praktika zu machen. Am besten bereits während der Studienzeit. Außerdem halte ich es für sinnvoll, sich an eine Karriereberatung zu wenden, um einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen. Sobald man eine ungefähre Idee hat, welche Richtung infrage kommen könnte: loslegen. Positionen für den Berufseinstieg finden, ausprobieren und sich nicht zu schnell festlegen. Vorausgesetzt natürlich, es besteht die Möglichkeit dazu. Außerdem halte ich es für ratsam, verschiedene Unternehmen kennenzulernen, um die individuellen Vorlieben hinsichtlich Größe, Struktur und Konzept besser zu verstehen. Schließlich weiß man nicht, was man mag, bis man es probiert hat. Experiment, experiment, experiment!
Du bist noch unsicher, wie dein Berufseinstieg aussehen soll oder in welche Richtung du willst? Unsere Experten für die Karriereberatung können dir helfen, deinen Weg in den Beruf zu finden und deine Bedürfnisse an deinen Wunschberuf zu definieren.